von Steffi Pyanoe
Der Hauptdarsteller in diesem Stück ist kein
Mensch, sondern ein Kahn. „Sturmvogel: Fremde Heimat!“ ist dem
Theaterschiff auf den Leib geschneidert. Es wird dabei die Geschichte
des „Sturmvogels“, wie das Schiff heißt, erzählt, anhand fiktiver
Personen, deren Schicksale mit dem Schiff verbunden sind und die auch
miteinander verbunden sind. Am morgigen Freitag findet die Premiere
statt.
Geschrieben hat das Stück Michaela Bochus, Theater- und Filmautorin aus
Berlin – nach einem gemeinsamen Prozess mit den fünf Schauspielern.
Bochus hat Fragebögen zu den möglichen Figuren ausfüllen lassen, in
Gesprächen und Spielversuchen die Charaktere entwickelt. Und Timo
Schoeps vom Theaterschiff-Team hat ihr von der Historie des Kahns
erzählt. So entstanden fünf Protagonisten, die ihre unsichtbaren
Geschichten erzählen, durch Worte, durch Tanz, Bewegung und Musik. Regie
und Choreografie stammt von Ann Dargies, freie Regisseurin und
Schauspieldozentin aus Darmstadt.
Das alles umspannende Thema: Leben ist Wandel und Bewegung. „Es geht um
Sehnsucht und Mut, um Geben und Nehmen, Gewissheit und Gefahr, Fragen
und Antworten. Es geht um Geheimnisse, die unaufhaltsam an die
Oberfläche drängen“, sagt Autorin Michaela Bochus. Die fünf Menschen
kommen aus verschiedenen Zeiten, aus Kaiserzeit und Nazizeit, DDR und
Nachwendedeutschland und aus der Zukunft. Ganz klar, hier prallen
unterschiedlichste Befindlichkeiten aufeinander. „Karl, der Nazi,
weigert sich erst mal, überhaupt vor Fremden zu sprechen“, sagt Michaela
Bochus.
Der rote Faden ist die Gegenwart, in der eine Frau namens Mathilda das
Schiff plötzlich erbt. Und sich angesichts der Flüchtlingssituation
entscheidet, das alte Inventar zu versteigern, zugunsten der
Flüchtlinge. Dabei kocht sie Suppe für alle. Die soll während der
Aufführung tatsächlich live gekocht werden, in der kleinen Kahn-Küche.
Und zum Schluss von Zuschauern und Darstellern gegessen werden. Die
Botschaft: „Wir müssen alle zusammen die Suppe auslöffeln“, sagt Bochus.
„Und mehr miteinander sprechen, wie die Figuren, die sich hier
begegnen. Der Zuschauer geht mit ihnen ein Stück und erlebt, wie sich
manches ändern kann.“ Steffi Pyanoe
Premiere am Freitag um 19.30 Uhr auf dem Theaterschiff in der Schiffbauergasse. Karten kosten 14 bis 19 Euro. |